Klageflut gegen Postbus-Manager
Mobbing-Vorwürfe
Es hagelt Kritik an der Postbus GmbH.
Betriebsleiter sollen Lenker schikanieren und zu Gesetzesbrüchen zwingen. Der
Betriebsrat setzt sich nun mit Klagen zur Wehr.
Buslenker wehren sich gegen die schlechten Arbeitsbedingungen. Sie müssen
sittenwidrige Arbeitsverträge unterschreiben, übermüdet am Lenkrad sitzen und
auf Überstunden verzichten – bei Protest gibt’s die Kündigung. Bei der Postbus
GmbH ist der Teufel los. Dem KURIER wurde ein Dossier zugespielt, in dem schwere
Vorwürfe gegen das Management erhoben werden. Der Betriebsrat setzt sich nun mit
Klagen zur Wehr.
Viele der 1150 Postbus-Lenker des Regionalmanagements für Wien, NÖ und
Burgenland plagen Existenzängste. „Nicht zu Unrecht“, wie Personalvertreter
Gerhard Sklenar bestätigt. Sieben Chauffeure seien in den letzten Monaten
entlassen worden, weil sie sich gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen zur Wehr
gesetzt hätten.
Unter Zusicherung der Anonymität gab ein Lenker dem KURIER ein Interview: „Wir
werden regelmäßig gezwungen, die gesetzlichen Ruhezeiten zu ignorieren und
weiter zu fahren. Niemanden interessiert, ob wir übermüdet sind und die
Fahrgäste dadurch gefährdet werden.“ Nicht erst ein Mal sollen die Tachoscheiben
nach den Fahrten verschwunden sein.
Damit nicht genug, werden angestellte Chauffeure unter Druck gesetzt, ihre
Anstellung aufzugeben und einen billigen Saisonvertrag zu unterschreiben. „Weil
Kollegen das abgelehnt haben, wurden sie unter fadenscheinigen Gründen
gekündigt“, berichtet der Lenker. Setzt sich ein Lenker gegen die
Management-Pläne zur Wehr, schlägt dieses mit Mobbing zurück: „Von einem
Kollegen weiß ich, dass er seinen Widerstand mit wochenlangen Samstagsdiensten
gebüßt hat.“
„Schäme mich“
Vor allem jene Chauffeure, die keinen
Beamtenstatus mehr genießen, stünden auf der Abschussliste. Personalvertreter
Sklenar: „Das betrifft Kollegen mit Kollektivverträgen. Die müssen bei
Dienstantritt unterschreiben, dass sie auf die Auszahlung von Überstunden und
Mehrdienstleistungen verzichten.“ Die Mitarbeiter würden dadurch 25 Prozent
ihres Lohnes einbüßen.
Empört ist Sklenar darüber, dass manche Chauffeure bis zu 15 Stunden ohne
genügend Pause hinter dem Lenkrad sitzen müssen: „Wenn etwas passiert, landen
die Kollegen im Gefängnis.“
Reaktion
Andreas Fuchs, seit fünf Monaten neuer Geschäftsführer der Postbus GmbH, ist
über die Anschuldigungen erschüttert: „Im Detail kenne ich sie nicht, gehört
habe ich schon davon. Mir ist es ein Anliegen, die Vorwürfe mit dem
Personalvertreter zu klären.“
Eine Kündigungswelle stünde bei der Postbus GmbH nicht bevor. Fuchs: „Um
konkurrenzfähig zu bleiben, müssen wir natürlich die Produktivität erhöhen. Das
muss aber nicht heißen, dass wir Mitarbeiter entlassen müssen.“